Die Geburt war das Ereignis, worauf ich mich die gesamte Schwangerschaft über am meisten gefreut habe. Endlich werde ich aktiv etwas machen können und nicht mehr nur meinen körperlichen Veränderungen und Symptomen ausgesetzt sein — unseren Sohn zur Welt bringen.
Nachdem für mich eigentlich schon immer klar war, dass ich (wenn es medizinisch nicht notwendig sein sollte) nicht in einem Krankenhaus gebären möchte, war ich umso dankbarer dass ich nach unserem Umzug nach Münster nachträglich noch im Geburtshaus angenommen wurde, obwohl mein erstes Trimester schon verstrichen war. Eine außerklinische Geburt war somit doch noch möglich.
Seit dem ersten Kennenlern-Gespräch mit Katharina habe ich mich dort zu 100% wohl, sicher und vor Allem als Schwangere gesehen und verstanden gefühlt. All meine zuvor eher unschönen Erfahrungen mit Ärzt:innen in der Schwangerschaft und damit verbundenen Unsicherheiten waren wie weggeblasen. Nach meinem dritten Ultraschall war ich nun ausschließlich im Geburtshaus für die Vorsorgen und habe mich jedes Mal darauf gefreut. Die Geburt rückte immer näher.
Ich war mir so sicher, dass unser Sohn vor seinem errechneten Termin zur Welt kommen würde. Er lag schon länger tief im Becken, ich verspürte viele Übungswehen. Mein Körper sendete mir alle Zeichen, dass er sich für die Geburt bereit machte. Dabei sollte es aber noch einige Zeit bleiben. Mein Körper übte lediglich 🙂 Der ET kam und von nun an war ich alle 2 Tage zum CTG im Geburtshaus. Es waren immer schöne Wehen zu sehen, aber am Muttermund taten sie bisher nichts. Die Tage verstrichen und ich wurde nervöser. Eingeleitet zu werden oder doch noch in‘s Krankenhaus zu müssen war meine absolute Horror-Vorstellung. Alle Hebammen waren aber unfassbar optimistisch und haben mir durchweg ein gutes Gefühl gegeben und Zuversicht zugesprochen, dass mein Körper das schon allein in die Wege leiten wird. Sie sollten Recht behalten.
Am 25. März, SSW 41+0, wachte ich mit Unterleibsschmerzen auf und wusste direkt, dass dies keine Übungswehen mehr sind, sondern sich endlich etwas tut. Wir riefen Linnea an und sie schlug vor, dass wir uns nachmittags im Geburtshaus treffen und nochmal ein CTG schreiben und nach dem Muttermund schauen sofern ich das möchte. Gesagt, getan. Auf dem CTG sah man schön meine Wehen, aber mein Muttermund war lediglich bei 1cm, wie die Wochen zuvor auch schon. Wir gingen also wieder nach Hause, mit der Aufgabe uns auszuruhen und Kraft zu sammeln für die Geburt. Ein paar Stunden hat das auch noch funktioniert, aber ab frühem Abend wurden die Wehen immer intensiver. Gegen 20 Uhr kam Linnea deshalb nochmal vorbei, um nach meinem Muttermund zu schauen. 1-2cm. Das war etwas ernüchternd für mich, bei der steigenden Intensität der Wehen hätte ich mir mehr erhofft. Linnea riet uns, uns schlafen zu legen. Mein Mann tag dies auch, doch an Schlaf war für mich nicht mehr zu denken. Zu liegen wurde immer unangenehmer, also wechselte ich zwischen stützend auf dem Bett und der warmen Dusche stetig hin und her. Die Wehen wurden immer intensiver und gegen kurz nach Mitternacht merkte ich, dass mein Körper intuitiv begann zu pressen. Ich wollte sofort los zum Geburtshaus. Mein Mann versuchte mich noch einmal mit einer warmen Dusche hinzuhalten, da mein Muttermund vor ein paar Stunden ja kaum geöffnet war, aber ich wollte keine Sekunde länger zu Hause bleiben. Im Geburtshaus angekommen untersuchte Linnea mich kurz. 7cm! Ich glaube diese Info und die Ankunft in unserem Geburtsraum war das letzte Fünkchen, was ich gebraucht habe um mich fallen zu lassen. Ich ging noch einmal kurz auf Toilette und merkte erneut den Drang zu pressen. Keine 10 Minuten später war der Muttermund vollständig eröffnet und ich durfte „loslegen“. 2 Stunden später fing mein Mann unseren Sohn auf und hieß ihn auf der Welt willkommen — der schönste und besonderste Moment. Nach einer intensiven Kuschelzeit durften wir wenige Stunden später zu dritt nach Hause gehen.
Ich bin so dankbar, für dieses intensive, kraftvolle und wunderschöne Geburtserlebnis. Ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können. Ebenso dankbar bin ich für die liebevolle und stets positive Betreuung vor und nach der Geburt. Auch im Wochenbett wurde ich so toll aufgefangen und konnte mich immer auf die Hebammen aus dem Geburtshaus verlassen. Ich danke euch aus tiefstem Herzen für eure Herzlichkeit, die Sicherheit und Kraft die ihr uns vermittelt habt und wünsche jeder Frau eine so selbst bestimmte und kraftvolle Geburt! Ich hoffe sehr, dass ich ein zweites Kind irgendwann wieder mit euch zur Welt bringen darf 🙂